Gutes Regieren alleine reicht nicht

Gutes Regieren alleine reicht nicht

Eine aktuelle Studie der Uni Leipzig zeigt auf, was uns als SPD allergrößte Sorge machen sollte: Nur mithilfe von sozialen Wohltaten, wie bislang angenommen, wird sich kaum jemand von der AfD abwenden. „Wenn es um die Sorge geht, dass die deutsche Identität bedroht ist und geschützt werden muss, werden auch größere Umverteilungen zu nichts führen. Das zentrale Motiv für AfD-Wähler ist der Wunsch nach einer geschlossenen Gesellschaft und dichten Grenzen sowie die Angst vor Überfremdung“, sagte Soziologieprofessor Holger Lengfeld, unter dessen Federführung die Studie entstand, der Leipziger Volkszeitung.

Das bedeutet für uns: Nur gutes Regieren mit sorgfältig ausdifferenzierter Sozialpolitik reicht eben nicht, um die AfD zu bekämpfen bzw. um Wechselwähler zur SPD zurückzuholen. Wir machen uns immer noch vor, dass ein Thema für die Menschen am wichtigsten ist, wenn wir es nur oft genug wiederholen. Die Rente ist für die Deutschen insgesamt derzeit nicht das wichtigste Thema. Das politisch seit drei Jahren beherrschende Thema sind die ankommenden Flüchtlinge und die Angst vor den Konsequenzen: kulturell, politisch, wirtschaftlich, sozial, finanziell. Und dabei ist es mitnichten so, dass das linke Spektrum der Wählerinnen und Wähler den Neuankömmlingen immer positiv und wohlmeinend gegenüber steht. Gerade auch die Menschen, die wir als SPD erreichen wollen, haben Abstiegs- und Überfremdungsängste, denen wir begegnen müssen.

Auch die meisten tolerant, progressiv und freiheitlich denkenden Menschen wollen in erster Linie Sicherheit, Stabilität und Wandel in einem Maße, der sie nicht überfordert. Auch SPD-Wähler wollen das Gefühl haben, dass ihr Dorf, ihre Stadt sich in beherrschbarem und voraussehbarem Maße verändert. Wenn wir Menschen, die uns wählen sollen, die aber konservativer denken als unsere Funktionärsklasse, mit der Haltung begegnen, „Ihr seid zu dumm, um zu verstehen“ oder „Ihr seid rechts/Nazis“, dann schaffen wir uns als Partei systematisch ab.

Was die Studie aber auch zeigt: Wir brauchen eine offensive Verteidigung unseres politischen Systems. Wir brauchen überzeugte Bundesrepublikanerinnen und –republikaner, die sich nicht verstecken und den Konflikt nicht scheuen.

Hier der komplette LVZ-Artikel zum Nachlesen: http://www.lvz.de/Region/Mitteldeutschland/AfD-Waehler-sehen-Deutschland-bedroht.

(Bild: Dirk1981 / CC-BY-SA-4.0 / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundestagswahl_Aufmacher.jpg)