Chemnitz: Mal mehr, mal weniger

Chemnitz: Mal mehr, mal weniger

Endlich, nach den schlimmen Tagen der vergangenen Woche, ein Zeichen der Hoffnung: Etwa 65.000 Menschen kamen am vergangenen Montag aus Chemnitz und ganz Deutschland zu den Konzerten in die Chemnitzer Innenstadt, um sich zu Toleranz, Offenheit und Menschlichkeit zu bekennen. Da war sie endlich, diese Mehrheit, die wir alle nach den Demonstrationen vom Samstag schon verloren geglaubt hatten – aber ob sie wirklich eine Chemnitzer Mehrheit war, steht auf einem völlig anderen Blatt.

Chemnitz hat sich so gezeigt, wie es eigentlich aussehen sollte: mit offenen Türen, gastfreundlich, bunt, fröhlich. Viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer haben am Montag ihr Zuhause völlig fremden Leuten geöffnet, um gemeinsam diesen schönen Tag zu erleben. Wir können nur hoffen, dass die internationale Presse diesen 65.000 Menschen ähnliche Aufmerksamkeit widmet wie den wenigen Hundert Neonazis und Hooligans und der grauen, verbissenen Masse von AfD bis PEGIDA.

Was bleibt, sind u.a. die schlimmen Bilder von einfachen, normalen Chemnitzern, die gemeinsam mit Hooligans und Neonazis auf dem Platz standen, die klatschten und schrien, während neben ihnen der Hitlergruß gezeigt wurde. Ja, man muss unterscheiden zwischen den Hooligans und Nazis auf der einen und den „besorgten Bürgern“ auf der anderen Seite. Aber wer mit Nazis marschiert, mit Nazis schreit und ihre Handlungen duldet, darf sich nicht beschweren, wenn irgendwann eben nicht mehr unterschieden wird.

(Bild: Petar Marjanovic / CC-BY-SA-4.0 / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:NSA-Station_Teufelsberg_(2009).jpg)