Am Rande notiert: Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (MELH)

Wie ich an dieser Stelle schon einmal beschrieben habe, sind die meisten zum Bundestag gehörenden Gebäude unterirdisch miteinander verbunden (das berühmte „Unterirdische Erschließungssystem“, UES). Das neueste dieser Gebäude ist das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (MELH), das vom gegenüber liegenden Paul-Löbe-Haus durch die Spree getrennt ist. Es komplettiert das sogenannte „Band des Bundes“ – eine Anordnung von Gebäuden im Regierungsviertel, zu denen neben dem MELH das Bundeskanzleramt und das Paul-Löbe-Haus gehören. Das vom Architekten Stephan Braunfels entworfene Gebäude beherbergt dabei nicht nur Abgeordnetenbüros und einen großen Anhörungssaal, in dem vor allem die Untersuchungsausschüsse tagen, sondern ist auch das Informations- und Dienstleistungszentrum innerhalb des Bundestags. Dazu zählt auch das sogenannte „Gedächtnis des Parlaments“, die Bibliothek, die ich bereits in dieser Kolumne vorgestellt habe und sich in der Rotunde des MELH befindet. Praktischerweise sind auch Fachbereiche des Wissenschaftlichen Dienstes, das Parlamentsarchiv und die Pressedokumentation im MELH angesiedelt. Aber auch die Postdienste, die Reisestelle und der Fahrdienst des Bundestages finden sich in dem Gebäude.

Ich muss gestehen, dass ich immer mit einem gewissen Unbehagen den Weg in das MELH antrete – in den Fluren, Gängen und Durchgängen kann man sich nämlich wunderbar verlaufen.

Nach fünfjähriger Bauphase wurde das MELH am 10. Dezember 2003 eröffnet. Die Fertigstellung eines (mehr als 200 Millionen teuren) Erweiterungsbaus des MELH, der im November 2010 begonnen wurde und im Jahr 2012 hätte abgeschlossen werden sollen, verzögert sich aber (ganz berlinerisch) wegen Baumängeln. Durch Risse in der Bodenplatte dringt nämlich Wasser ein. Die Probleme sind so gravierend, dass Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) sogar öffentlich von der Möglichkeit sprach, das Gebäude wieder abzureißen; Zitat: „Einmal Flughafen Berlin-Brandenburg reicht.“ Tatsächlich gab es aber neuerdings wieder optimistischere Stimmen, was die Zukunft des Erweiterungsbaus angeht.

Benannt ist das MELH übrigens nach der DDP- und späteren FDP-Politikerin Marie Elisabeth Lüders, die zunächst von 1919-1932 dem Reichstag der Weimarer Republik und von 1953 bis 1963 dem Bundestag angehörte. Das MELH ist das erste und bislang einzige Gebäude des Bundestags, das nach einer Frau benannt wurde – eine weitere Besonderheit des MELH, das übrigens auch von außen einen imposanten Eindruck macht. So finden sich insbesondere im Sommer auf der breiten Außentreppe des Gebäudes viele Fotografierfreudige ein, denn die Lichtverhältnisse sind auf der Freitreppe vor dem hellen Beton exzellent. Für jeden, den es näher interessiert und sich schon einmal einen Termin vormerken möchte: Jährlich im September ist auch das MELH zum Tag der offenen Tür (dieses Jahr am 8. September) für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Ich kann einen Besuch wirklich nur ausdrücklich empfehlen!

(Bild: Albrecht Conz, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=472194)