Eine Schande – Übergriffe auf Flüchtlingsunterkunft in Chemnitz

Eine Schande – Übergriffe auf Flüchtlingsunterkunft in Chemnitz

In den letzten Wochen beschleicht mich manchmal die Angst, dass dunkle Zeiten zurückkommen. In Massenveranstaltungen wird der politische Gegner zum Feind erklärt und in obszönster Weise diffamiert oder ihm gar (wie kürzlich in Dresden mittels eines selbstgebastelten Galgens geschehen) der Tod angedroht.

In der Nacht von Freitag auf Samstag ist es vermehrt zu Übergriffen rund um die Flüchtlingsunterkunft im Chemnitzer Stadtteil Markersdorf gekommen. Schutzsuchende und Helfer wurden angegriffen, Steine flogen auf die Kirche. Ein solches Verhalten hat nichts mit dem „Schutz unserer abendländischen Kultur“ zu tun. Ein solches Verhalten ist kriminell, zeugt von Verrohung und primitiver Gewaltverherrlichung. Ein solches Verhalten ist eines aufgeklärten Landes unwürdig. Und nicht zuletzt ist es eine Schande. Ich schäme mich dafür, dass so etwas in meinem Chemnitz möglich ist.

Ich bin mir bewusst, dass viele von Ihnen Ähnliches zu berichten haben. Und gerade das macht es so schlimm. Deswegen lassen Sie uns jetzt zusammenstehen. Es darf nicht zugelassen werden, dass die Meinungsfreiheit von Personen oder Gruppen, die sich für Geflüchtete einsetzen, dem Faustrecht „besorgter Bürger“ zum Opfer fallen. Denn: Meinungsfreiheit endet dort, wo Menschen herabgesetzt werden oder gegen Gesetze verstoßen wird.

Dass es aber auch anders geht, haben in den vergangenen Tagen die Mitglieder der Chemnitzer Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde gezeigt. Die große Hilfsbereitschaft und Solidarität der Gemeindemitglieder mit den Geflüchteten gilt es zu unterstützen und immer wieder hervorzuheben. Mit ihrer Menschlichkeit und Nächstenliebe haben sie Werte aufgezeigt, die wir uns, gerade in der jetzigen Situation, immer wieder ins Bewusstsein rufen sollten. Nicht nur als Sozialdemokraten, sondern gerade als Menschen.

Und ein Satz zum Schluss: Wenn die Steinewerfer „Wir sind das Volk“ brüllen, so schänden sie das Andenken der Friedlichen Revolution. Sie vertreten nur sich selbst, nicht „das Volk“ oder die Bevölkerung.