Politik ist eine ernste Sache

Politik ist eine ernste Sache

Der Schulzzug war schon mal schneller unterwegs. Bereits seit einigen Wochen hatte er deutlich mit Dampfmangel zu kämpfen, und am vergangenen Sonntag ist er wieder einmal, diesmal in Schleswig-Holstein (auf ebener Strecke, zwischen schwarz-weiß gefleckten Kühen) außerfahrplanmäßig zum Stehen gekommen.
„Hohe Energie“, „Schulzzug“, „Gottkanzler“: Was haben wir uns berauscht an unseren Träumen vom unaufhaltsamen Siegeszug Martin Schulz‘ ins Kanzleramt. Wahlen gewinnen, nur mit der Ankündigung sozialer Gerechtigkeit und mit der Hilfe witziger Facebook-Bildchen – schön wär’s.
Höchste Zeit, dass wir der Realität ins Auge sehen: Mit Memes und Autosuggestion gewinnt man keine Wahlen. Ja, wir können dankbar sein für viele neue, vor allem junge Mitglieder. Aber wir müssen dabei auch so ehrlich sein und uns eingestehen, dass sich der Schulz-Hype doch oft nur in der eigenen und medialen Blase abgespielt hat. Man gewinnt Wahlen mit einer Kombination aus guten Konzepten, kluger Strategie und sorgfältiger Planung. Und vor allem: Man gewinnt Wahlen damit, dass man Lösungen für die Probleme der Menschen liefert. Es handelt sich dabei meist um ernste, dezidiert unwitzige Themen. Aber darum geht’s halt in der Politik, und das ist auch gut so, liebe Genossinnen und Genossen.
Und: Es reicht nicht, nur reflexhaft Positionen des Gegners zu verurteilen, ohne sie zu diskutieren. Stichwort „Leitkultur“ (die unselige…): Solange viele Menschen sie fordern, müssen wir uns ernsthaft an der Debatte beteiligen und tatsächlich benennen, welche gesellschaftlichen Normen (und Forderungen) wir an ihre Stelle setzen wollen.

(Foto: Susie Knoll)