„Nur wer sich einbringt, darf auch meckern.“

„Nur wer sich einbringt, darf auch meckern.“

Zum Nachlesen: Mein Interview in der August-Ausgabe des EVG-Mitgliedermagazins „imtakt“:

Was hat Dich als jungen Menschen politisch bewegt, als Du zum ersten Mal zur Wahl gegangen bist?

Als junger Mensch war ich eher frustriert bei den Wahlen – denn in der DDR waren diese weder frei, noch geheim – sondern es war das berüchtigte „Zettelfalten“. Ich habe bei der Volkskammerwahl 1986 die Wahlkabine benutzt und einzelne Kandidaten fein säuberlich durchgestrichen. In der Folge durfte ich dann bei meinen Vorgesetzten im Betrieb „zum Gespräch“ erscheinen. Für mich waren die ersten freien Wahlen 1990 in der DDR in der Tat das: Befreiend!

Warum sollte Jede und jeder im Herbst 2017 zur Wahl gehen?

Weil es darum geht mitzubestimmen, welchen Weg diese Bundesrepublik in Zukunft gehen wird. Und auch darum, ob zukünftig Populisten und Hetzer im Bundestag eine Stimme haben werden. Es ist ganz einfach: Nur wer sich einbringt, darf auch meckern.

Du hast Dich für den Weg in die Politik entschieden. Was war dein Beweggrund dafür?

Das war die Wendezeit 1989/1990. Ich wollte selber etwas tun, nicht nur unbeteiligt daneben stehen und meckern. Also war ich Wahlhelfer bei den ersten freien Wahlen im März 1990 und bin dann, im Herbst, in die SPD eingetreten. Die Entscheidung für die Politik haben allerdings die Wähler getroffen – mit meiner, eher ungeplanten und überraschenden, Wahl in den Chemnitzer Stadtrat 1994. Der Beruf „Lokomotivführer“ war sicherlich für viele Wähler durchaus entscheidend. Ähnlich war es 2005 bei meiner direkten Wahl in den Deutschen Bundestag. Planen kann man so etwas nicht. Es ging und geht mir immer darum, etwas für die Gesellschaft zu tun, für die Leute vor Ort Verbesserungen hinzubekommen – im Chemnitzer Stadtrat und im Bundestag.

Was ist für Dich der positive Meilenstein Deiner Arbeit im Bundestag?

Schwierig: Gute Politik heißt ja nicht, von einem Höhepunkt zum nächsten zu rennen. Demokratische Politik mit all ihren Verhandlungen und Kompromissen ist meistens ein sehr zäher Prozess, mit vielen langen Gesprächen und Sitzungen, auch verbunden mit vielen Anfeindungen. Und die parlamentarische Arbeit ist ja eben oft auch Gemeinschaftsarbeit, deswegen wäre es vermessen, mir hier auf die Schulter klopfen zu wollen. Aber es gibt doch eine (leider immer noch unfertige) Sache, auf die ich aktuell stolz bin: Ich habe es gemeinsam mit meiner Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig im direkten Gespräch mit Bundesverkehrsminister Dobrindt geschafft zu bewirken, dass die Fernverkehrsverbindung Chemnitz – Leipzig nun doch in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde. Dadurch haben wir zumindest die Möglichkeit aufrechterhalten, dass die Fernverkehrsverbindung in absehbarer Zeit auch tatsächlich gebaut werden kann.

Was konnte in der ablaufenden Legislaturperiode insbesondere für Eisenbahner/innen bzw. für Beschäftigte im Verkehrsbereich erreicht werden?

Die Begrenzung von Leiharbeit/Werkverträgen, die deutliche Erhöhung der Regionalisierungsmittel, der neue Bundesverkehrswegeplan mit vielen wichtigen, auch neuen, Bahnprojekten, die abschlagfreie Rente nach 45 Beitragsjahren, neue und bessere Regeln bei der Erwerbsminderungsrente, die Änderungen im Eisenbahnregulierungsgesetz und im Vergaberecht…

Politiker haben nicht immer das beste Image. Was ist Deine persönliche Antwort, wenn Dir jemand sagt: „Politiker machen ja nichts und haben nur ihre eigenen Vorteil im Sinn“?

Ich lade ihn ein, einmal eine Woche in Berlin und im Wahlkreis mitzuerleben.